Mann, Klaus, Schriftsteller (1906-1949).

Maschinengeschriebener Brief mit eigenhändiger Unterschrift Küsnacht bei Zürich, Schiedhalden-Straße 33, 7. V. 1938, 4°. 1 1/2 Seiten.

Nicht vorrätig

Beschreibung

An den Redakteur und Mäzen Walter Boesch (1905-1988): „[…] es ist eine Ewigkeit her, seit man sich nicht gesehen und nichts voneinander gehört hat! Leider – oder soll man sagen: Gott sei Dank? – werde ich ja auch mehr und mehr zu einem Amerikaner … Uebrigens wird, in etwa 14 Tagen, Erika auch einmal wieder Visite in Europa machen. Es wäre doch nett, wenn es, bei dieser Gelegenheit, zu einem Zusammentreffen käme … Heute möchte ich Sie um einen Gefallen bitten. Es handelt sich um die kleine Geschichte, die ich beilege und von der ich nur hoffen kann, dass ihre grosse Harmlosigkeit Sie rühren wird. Sie ist von einem italienisch-amerikanischen Freund von mir [Emery Muscetra, Putzmann und kurzfristiger Schwarm von Klaus Mann etwa 1936; er hat ihn im Vulkan ‚verwurstet‘, als Fensterputzer Tullio], der für italienische Blätter in New York geschrieben hat und von dem brennenden Ehrgeiz erfüllt ist, sich in deutscher Uebersetzung gedruckt zu sehen […] Meine junge Schwester Elisabeth – die Sie ja wohl auch kennen [und die Borgese ein Jahr später heiratete] – hat die kleine Sache ganz artig übertragen. Ich habe den Beiden versprochen, für Publikation zu sorgen. Meinen Sie, dass diese kleine Harmlosigkeit sich gelegentlich ins Feuilleton einschieben liesse? […]“ Im Jahre 1936 lernte Klaus Mann den Italiener Emery Muscetra, das Vorbild für die Figur des Tullio in Der Vulkan, kennen. Muscetra reinigte zur damaligen Zeit die Zimmer der Gäste des Hotel Bedford. Klaus vertraute am 9. November 1936 seinem Tagebuch an: „Grand flirt. Peut-être – peut-être c’est le commencement d’un grand amour… “475 Zehn Tage später, am 19. November, traf er sich abends mit Emery. Beide besuchten zwei Lokale, besprachen eine mögliche Zukunft, die sich, wie Mann andeutete, wegen Muscetras Vater als sehr kompliziert erwies. Klaus bekannte: „Ich glaube, ich habe ihn gern genug – könnte ihn gern genug haben -, um viel für ihn zu riskieren…“476 An diesem Abend schenkte der Italiener seinem Verehrer ein Foto, ein Geschenk, das die Unerfüllbarkeit dieser Beziehung präfigurierte. Obwohl Klaus Mann Emery in den folgenden Jahren ab und an sah, war ihm kein Liebesglück mit dem Italiener beschert, der nach seiner Zeit als Reinigungskraft als Fotograf tätig war.477 Im Gegenteil: Ausgerechnet Thomas Quinn Curtiss478 (Tomski), Klaus Manns große und einzig dauerhaftere Liebe, ?Foto 58, Anhang??begann ein Verhältnis mit dem jungen Mann479, während Klaus mit seinem neuen Schwarm Ury Cabell für einige Wochen in Kalifornien lebte. Am 22. April 1938 fragte sich Klaus, als er Emery, der ihm einen Brief geschickt hatte, in die Schweiz einlud, „ob das mein Gefühl irgendwie von T. ab-konzentrieren kann. Aber nein! Emery wird halb sentimentale Erinnerung, halb harmlos-sensuelle Gegenwart sein. T. bleibt GANZ Mittelpunkt.“480 Josiane Hoffmann Candidate-professeure am Lycée Aline Mayrisch Luxembourg (LAML) Wissenschaftliche Arbeit (Travail de candidature) für das Fach Deutsch Betreuung: Danielle Zerbato, Universität Luxemburg Luxemburg, im Juni 2012 „Wörter, die ins Bild kommen, Bilder, die zu Wort kommen.“ – Der Schriftsteller Klaus Mann und seine Beziehung zur Fotografie