Mann, Thomas, Schriftsteller und Nobelpreisträger (1875-1955).

Maschinengeschriebener Brief mit 3 Eigenhändigen Korrekturen und Unterschrift Princeton, 26 .IV. 1939, Kl.-Fol. 2 Seiten. Briefkopf. Mit Umschlag.

Nicht vorrätig

Beschreibung

An den amerikanischen Schriftsteller Samuel M. Steward (1909-1993) an der Loyola University in Chicago, in deutscher Sprache. Thomas Mann bedankt sich für mehrere Briefe und bedauert, dass es nicht zu einem Treffen in Chicago auf der Rückreise von seiner Lesetour gekommen ist: „Wir beide, meine Frau und ich, haben herzliche Freude gehabt an ihren letzten Briefen […] Es ist sehr zu beklagen, dass das Stipendium, um das Sie sich bewarben, Ihnen diesmal noch nicht zugekommen ist […] Wenn es irgendwie wünschenswert sein sollte, dass ich mich aufs Neue dafür einsetze, bin ich natürlich mit grösstem vergnügen bereit dazu […] Wir haben die grosse lecture tour in Gesellschaft meiner Tochter [Erika], die ja überall in der Art, wie Sie es gesehen haben, meine Helferin war, glücklich zurückgelegt, ohne allzugrosse Ermüdung, denn das reisen ist ja bequem in Amerika und die Organisation der Tour war geglückt und günstig. Ich habe höchst freundliche Eindrücke gehabt, die Teilnahme des Publikums war überall gross, man kann wohl sagen erstaunlich gross: eine Hörerschaft von vier- bis fünftausend Personen war keine Seltenheit. Dieser Eifer für geistige und moralische Dinge ist ein bewundernswert schöner Zug in Amerika. Wir finden dergleichen kaum heute in Europa. Ihre Sorge um meine private Abeit ist bei alldem in der Tat etwas berechtigt, denn kaum bin ich zurückgekehrt, reiht sich schon wieder eine Kette von gesellschaftlich-politisch-literarischen Verpflichtungen aneinander. Trotzdem lasse ich nicht locker und der Goethe-Roman [‚Lotte in Weimar‘] macht, wenn auch langsam, so doch unentwegt Fortschritte. Einmal wird alles fertig, wenn Gott das Leben gibt […]“ – Die Lesereise begann am 23. Februar in New York, führte durch zahlreiche amerikanische Städte und endete erst am 17. April. Steward wurde durch seine homoerotischen Erzählungen unter dem Pseudonym „Phil Andros“ bekannt. – Reg. 39/200 (nach einem Stargardt-Katalog von 1976).