Mann, Thomas, Schriftsteller und Nobelpreisträger (1875-1955).

Maschinengeschriebener Brief mit eigenhändiger Unterschrift München, 13. I. 1933, Gr.-4°. 2 Seiten. Mit eigenhändigen Umschlag.

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Beschreibung

An seinen späteren Biblio- und Biographen Hans Bürgin in Ratzeburg: „[…] Für Ihre interessante Sendung und den freundlichen Brief möchte ich Ihnen gleich in Kürze danken, noch bevor ich mich ernstlich mit Ihrer Goethe-Studie [‚Der Minister Goethe vor der römischen Reise‘, 1933] habe beschäftigen können. Ich bin mit einer Arbeit, die mit dem bevorstehenden Wagner-Gedenktag zusammenhängt [‚Leiden und Größe Richard Wagners‘], so angestrengt beschäftigt, dass ich im Augenblick zu nichteinschlägiger Lektüre nicht komme und leider auch meine Korrespondenz vernachlässigen, beziehungsweise recht abrupt behandeln muss […] Es hat mich sehr gefreut, zu hören, dass Sie an dem bibliographischen Plan festhalten und ihn unterdessen gefördert haben. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie es in dieser Beziehung mit Dr. [Gerhard] Jacob steht. Ich habe seit Jahr und Tag jede Fühlung mit ihm verloren und weiss nicht, ob er überhaupt noch literaturbeflissen oder zu einem nahrhafteren Beruf übergegangen ist. Gelegentlich muss ich mit meinem Verleger darüber sprechen, ob er beabsichtigt, die Jacob’sche Arbeit [‚Thomas Mann-Bibliographie‘, 1926] in erweiterter Form wiederaufzulegen. Denn dass auch Jacob seinerzeit eine solche Fortführung und Erweiterung plante, ist mir bekannt. Nur scheint es mir eben sehr zweifelhaft, dass er an seinen Vorsätzen festgehalten hat. Übrigens hat die Tatsache, dass nicht einmal die Gerhart Hauptmann-Bibliographie [von Walter Requardt, Selbstverlag 1931] einen Verlag gefunden hat, ja etwas Niederschlagendes. Immerhin halte ich es für möglich, dass mein sechzigster Geburtstag [am 6. Juni 1935], der ja gottlob noch in einiger Ferne steht, einen günstigen Termin für das Hervortreten einer Arbeit gleich der Ihren bilden wird. Zu dem dritten Punkt Ihres Briefes: Ich kann wohl verstehen, dass Sie es vorziehen würden, Ihren Aufenthalt in Ratzeburg mit einem anregenderen und wissenschaftlich günstigeren zu vertauschen. Aber ich persönlich sehe zur Zeit keine Möglichkeit, Ihnen dazu zu verhelfen. Ich schreibe meine grösseren Arbeiten mit der Hand; und bei meinen kleineren und der Korrespondenz hilft mir meine Frau [Katia], die stenographiert. Einen Sekretär könnte ich nicht hinlänglich beschäftigen und ihm folglich auch nicht die Mittel zur Existenz bieten. Auf jeden Fall merke ich mir Ihren Wunsch […]“ – Reg. 33/10. – Bürgins wegweisende Arbeiten über Thomas Mann, etwa seine Bibliographie „Das Werk Thomas Manns“ (1959), erschienen dann erst nach 1945. – Einrisse in der Knickfalte.