Mendelssohn Bartholdy, Felix, Komponist (1809-1847).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift „Felix Mendelssohn Bartholdy“. Paris, 2. IV. 1832, Fol. (24 x 18 cm). 1 Seite. Mit rückseitiger Adresse.

Nicht vorrätig

Beschreibung

An seinen langjährigen und engen Freund, den Dichter und Legationsrat Karl Klingemann (1798-1869), der seit 1827 als Sekretär der hannoverschen Gesandtschaft in London lebte sowie seinen Freund, den Orientalisten Friedrich Rosen. Mendelssohn plant einen Besuch in London: „[…] Ich habe lange stillgeschwiegen, im tiefsten Mismuthe. Es sind mir schlimme Nachrichten hieher zugekommen. Die von Goethe [Nachricht von Goethes Tod am 22. März 1832] ist für uns alle ernst. Drum habe ich aber nichts zu schreiben und nichts zu beschließen gewußt, wollte sogar noch 3 Wochen hier bleiben, wußte eben nicht recht was ich wollte, und fühlte nur daß mir mismuthig war. Jetzt hat die [im März in Paris ausgebrochene] Cholera, die die Concerte verbietet, den Ausschlag gegeben, und ich fange an Licht zu sehen. Wenn Du eine Stube für mich in Bury Street [wo Klingemann im Haus Nr. 37 wohnte] kriegen kannst, so nimm sie, am liebsten wäre mir no. 37, ist das nicht so wäre mir 35 auch recht, dann 36, oder 38 etc. Hier frage nicht, ‚warum nicht 30, warum nicht 40‘ denn ich will nahe bei Dir sein. Ich wollte es wäre erst so weit. Künftigen Sonntag, den 8ten denke ich abzureisen, doch erfahre ich das erst morgen definitiv, es wäre ein Aufschub von 8 Tagen möglich, ein längerer aber nicht, so daß wir uns, so Gott will, in 12 Tagen spätestens sehen. Sobald ich es bestimmt weiß, schreibe ich Dir 2 Zeilen, damit Du die Stube miethest. Oder kann ich bei Dir absteigen, und können wir dann zusammensuchen? Das übrige mündlich. Ich freue mich auf Dich. [Hermann] Franck bringe ich doch vielleicht mit, ich gebs noch nicht ganz auf. Wäre ich nur erst bei Dir und sähe Dich, es ist mir lange so gut nicht geworden. Hiebey an Rosen ein Lied für Johnstones Almanach. Lieber Rosen, ich bin ein fauler Kerl, hätte es schon längst schicken sollen, aber entschuldige mich nur bei den Blondinen [wohl die Johnston-Töchter Frederica und Janet] und mach sie mir möglichst geneigt. Das Ding ist sehr sentimental, ich schrieb es in Ungarn [Ende September in Pressburg], für eine Dame, die da meinte, ich sey ein Feind alles Empfindsamen, und da ich nicht in der Stimmung war, ein neues zu componiren, so schick ich dies, das sonst nie gedruckt würde. Auf Wiedersehen, Rosen, wir wollen wenig Sanscrit treiben, aber sonst froh leben. Du willst meine Unterschrift, Klingemann, hier folgt sie ganz, und wenn der Sammler auch gern mein Motto vom ersten April 1832 haben will, so brauche ich nur zu schließen Auf Wiedersehen […]“ – Im April 1829 begann der zwanzigjährige Mendelssohn eine Reihe von Konzertreisen in europäische Metropolen. Zuerst besuchte er London. Im im Mai 1830 reiste er Richtung Italien und pausierte dabei für zwei Wochen in Weimar bei Goethe. Am 9. Dezember 1831 kam er nach Paris, wo er bis zum 20. April 1832 blieb und engen Kontakt mit Liszt und Chopin pflegte. Die Reise kam durch eine Cholera-Infektion im März zu einem vorzeitigen Ende. Ab dem 23. April 1832 war er wieder in London und kehrte im Juli nach Berlin zurück. – Das für Alexander Johnstons Almanach bestimmte, bereits im Brief Nr. 507 angekündigte Lied lässt sich nicht nachweisen (vgl. Wehner, It seems to have been lost, S. 10 und S. 20). Die Komposition geht auf ein 1830 komponiertes Lied mit oder ohne Worte zurück (vgl. Z. 24). Vielleicht ist es mit dem am 27. September 1830 im Notizbuch erwähnten, bislang ebenfalls nicht nachweisbaren „Lied für Catharine [Katharina Pereira-Arnstein]“ identisch. – Adresse: „Mr. / Mr. C. Klingemann / Londres. / 37 Bury Street, St. James“, mehrere Poststempel. – Drucke: Klingemann, Briefwechsel, S. 92. Sämtliche Briefe Bd. II., Nr. 524. – Kleiner Siegelausriß beim Wort „Wiedersehen“.