Reuter, Fritz, Schriftsteller (1810-1874).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift Neubrandenburg, 16. II. 1860, Gr.-8°. 2 1/2 Seiten. Doppelblatt. Mit eigenhändigen Umschlag, Siegel, Poststempel und -aufkleber.

Nicht vorrätig

Beschreibung

Der erste Brief an den Schauspieler und Musiklehrer Karl Kraepelin (1817-1882) in Neustrelitz, mit dem ihn bis zu seinem Tod eine enge Freundschaft verband. Zehn Tage zuvor hatte Reuter mit seinem Freund, dem Maler Theodor Schloepke, einen Festabend des Sonnabendvereins zu Neustrelitz besucht, dort aus dem „Hanne Nüte“-Manuskript gelesen und bei dieser Gelegenheit den Vereinsgründer Kraepelin kennengelernt: „Lieber Bruder! | Du magst wohl schon gedacht haben: der Kerl muß sehr faul sein, und wenn Du’s gedacht hast, so hast Du Recht; ich bin’s. Doch heute brauche ich mein Schweigen nicht damit zu entschuldigen: ich bin recht häßlich unwohl gewesen, sonst hättest Du schon von mir gehört. – Dein lieber Brief hat Schlöpke und mir eine wahre Herzensfreude gemacht, weil in demselben Dein Herz lag; wir danken mit derselben unveränderten Freundschaft, und ich für mein Theil sende Dir nebenbei das gewünschte Gedicht, welches Du in Gottes Namen behalten magst, sollte es Dir aber nicht unangenehm sein, so habe ich die Bitte dabei: gieb es nicht aus den Händen, solche politischen Gedichte nützen sehr wenig, erbittern aber sehr. Dann sende ich für Dich die Reise nach Belligen und für Deine Herrn Gören die andern drei Bücher und nun empfängst Du endlich und letztlich noch eine schlechte Photographie von mir bis eine bessere vorhanden sein wird. Schlöpke ist noch bei mir und läßt recht freundlich grüßen [… weiter mit Familiengrüßen etc., auch an] die sämtlichen fröhlichen Mitglieder Eures wackern Vereins. – Du, mein lieber Korl, hast Dir da ein herrliches Denkmal gesetzt, ein lebendiges, und wir sind stolz darauf, daß wir Antheil daran nehmen und in Deiner Schöpfung fröhlich sein durften. Nun lasse Dich aber einmal bei mir sehen und das bald und wenn ich auch nicht mit einem: Frohsinn in corpore aufwarten kann, so weiß ich doch, Du nimmst vorlieb mit einem Frohsinn in persona […]“ – Der Erfolg mehrerer Gastspiele ermunterte Kraepelin, von 1865 an ausschließlich als Reuter-Rezitator zu arbeiten. Er reiste durch ganz Norddeutschland, später auch Mitteldeutschland und trug damit mit zum literarischen Ruhm seines Freundes Reuter bei. – Briefe I, 322, mit kleinen Abweichungen („Hs nicht nachweisbar“). – Minimal braunfleckig.