Spohr, Louis, Komponist (1784-1859).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift Kassel, 14. I. 1836, Gr.-4°. 3 Seiten. Doppelblatt mit Adresse und Poststempeln.

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Beschreibung

An Thomas Barker, Vikar in Thirkleby, Yorkshire über dessen musikalisch hochbegabte 16-jährige Tochter Laura (verh. Taylor; 1819-1905): „[…] Ihr geehrtes Schreiben hat mir große Freude gewährt, weil es mir die briefliche Bekanntschaft eines Mannes verschafft, der die Kunst überhaupt, und insbesondere mein Instrument [die Violine] so leidenschaftlich zu lieben scheint. Ich kann daher nicht genug beklagen, daß mir im nächsten Sommer die Freude nicht zu Theil werden kann, ihre persönliche Bekanntschaft in London zu machen, da ich nicht die Absicht habe, eine Reise dorthin zu machen, dazu auch den nöthigen Urlaub nicht erhalten würde. Vielleicht entschließen Sie sich aber einmal mit ihren Fräulein Töchtern eine Rheinreise zu machen, was jetzt auf den Dampfschiffen so leicht auszuführen ist, und kommen alsdann auf einige Tage nach Cassel! Die Reise hieher sollte Sie nicht gereuen. Ich würde Ihnen unsere reitzenden Umgebungen, besonders das paradiesische Wilhelmshöhe zeigen und für jeden Abend eine Musikparthie veranstalten. Sie würden ein gut eingeübtes Quartet von mir und meinen musikalischen Freunden hören. Was sie mir von den Violinstudien Ihres Fräulein Tochter erzählen, hat mich im höchsten Grade interessiert und ich freue mich sehr, daß ihr meine Violinenschule dabey von einigem Nutzen gewesen ist. Wenn Sie fortfährt, die Übungsstücke und die beyden Concerte streng nach der Vorschrift zu studieren, so wird sie sich nach und nach ganz meine Methode aneignen und dann auch meine übrigen Violinkompositionen, Concerte, Soloquarteten, Potpourri’s u.s.w. im Geist der Kompositionen vortragen lernen. – Die mir gütigst mitgetheilte Improvisation für die Violine zeigt ein ausgezeichnetes Talent für diese Kompositionsgattung und wenn Ihre Fräulein Tochter dieselbe, wie sich’s gehört, spielen kann, so ist nicht blos die technische, sondern auch die ästetische [!] Ausbildung ihres Spiels sehr weit vorgeschritten. Ich wünsche Ihnen Glük zu einer so talentvollen Tochter! Über Ihre Bemerkungen zu meiner Violinenschule, sowie über manchen andern Punkt Ihres lieben Briefs können wir uns vielleicht einmal mündlich unterhalten, wenn Sie, wie ich es wünsche, eine Excursion nach Deutschland machen; denn schriftlich läßt sich dergleichen nicht gut und ohne Mißverständnisse behandeln […] Dr. Louis Spohr | Kurfürstlicher Hofkapellmeister.“ – Die Violinistin, Pianistin und Komponistin Laura Taylor (geb. Barker) war die sechste Tochter des Vikars von Thirkleby, Thomas Barker, der außerdem ein begeisterter Amateurmusiker und -maler war. Die Kinder erhielten im Elternhaus eine umfassende Bildung, insbesondere in den Bereichen Musik, Literatur, Sprachen und Mathematik. Laura Barker bekam zunächst Musikunterricht von ihren Eltern, dann vom Komponisten und Pianisten Cipriani Potter (1792-1871). Wer ihr Geigenlehrer war, ist nicht bekannt. Sie wurde schon früh als Amateurmusikerin (Violinistin und Pianistin) und Komponistin bekannt. „At the age of twelve she attracted the attention of Paganini, and later Joachim wished to present her as the first lady professional violinist, but to this her father would not agree“ (Grove). Im Juni 1855 heiratete sie den Anwalt und Dramatiker Tom Taylor (1817-1880). Im Hause der Familie Taylor fanden sonntags musikalische Soireen statt, an denen u. a. Clara Schumann teilnahm. Sie bekam Gelegenheit, mit bedeutenden Musikern ihrer Zeit zusammen zu spielen: „She played with both Spohr and Paganini, and took down a set of variations after hearing Paganini play them twice“ (Stratton, Paganini, S. 174). – Leicht gebräunt und fleckig; Einrisse in den Knickfalten.