Storm, Theodor, Schriftsteller (1817-1888).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift Hademarschen, 18. II. 1886, 8°. 3 Seiten. Doppelblatt.

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Beschreibung

An den Literaturhistoriker, Kritiker und Theaterregisseur Otto Brahm (1856-1912): „[…] Sie wollen freundlich entschuldigen, wenn ein persönlich Unbekannter mit einer kleinen Bitte bei Ihnen anklopft. F. A. Brockhaus schickt mir heute den Artikel über mich in seinem Conversationslexicon zur Berichtigung für eine neue Auflage. Ich habe das nun, soweit ich konnte gethan; aber eine Charakteristik über meine Schriften konnte ich doch nicht abgeben. Die in dem beiliegenden Ausschnitt enthaltene scheint mir aber so wenig entsprechend, als wäre sie aus der Feder des großen Gottschall, der als er mein Hausbuch einmal zugleich mit seiner Anthologie in seinem literarischen Blatt anzeigte, um damit meine Unfähigkeit zu begründen, meine eigenen Gedichte für Nippssachen erklärte. Könnten und würden Sie mir nun wohl die Gefälligkeit erzeigen, meine Stellung in der Lyrik u. Novellistik in ein paar kurzen Zeilen zu charakterisieren, und entweder das Blatt mir oder sogleich Brockhaus zugehen zu lassen. Verschweigen darf ich, leider, nicht, daß Brockhaus um bald gefällige Erledigung bittet. Schließlich gestatten Sie noch, daß ich Ihnen für Ihr treffliches Kleistbuch meinen Dank sage; ich habe es in diesem und vorigen Weihnachten verschenkt. Daß Freund Erich [der Literaturwissenschaftler Erich Schmidt; 1853-1913] mit einer guten Text-Ausgabe noch komme, ist, leider fürs Erste nicht zu erwarten […]“ – Storm hatte in sich in seinem „Hausbuch aus deutschen Dichtern seit Claudius“ kritisch über die herrschende Anthologieflut geäussert, wodurch – und wohl auch durch die Tatsache, dass er mit keinem Text im „Hausbuch“ vertreten war – Gottschall sich angegriffen fühlte. Er antwortete deshalb mit den folgenden scharfen Worten, die Storm wiederum kränkten: „Es ist eine bekannte und oft wiederholte Thatsache, dass Künstler und Dichter die Schranken ihres Talents zu Schranken der Kunst machen. Weil Theodor Storms Lyrik nur für den Nipptisch passt, so taugt alle Lyrik nichts, die über das Stimmungsbildchen hinaus geht.“ – Otto Brahm hatte seine Kleist-Biographie (1884) Erich Schmidt gewidmet. – Sehr schöner Brief.