Strauß (Sohn), Johann, Komponist (1825-1899).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift „Johann Strauss“. Ohne Ort (Wien), 19. I. 1892, 8°. 6 Seiten. Doppelblätter.

Nicht vorrätig

Beschreibung

Sehr ausführlicher Brief an seinen Musikverleger Fritz Simrock in Berlin über die Aufführung seiner Operette „Ritter Pasman“: „Ihr Telegramm auf Prag beziehend hat mich bestimmt das Nöthige zum Abschluß zu veranlassen. Selbstverständlich kann nur ein Abschluß erzielt werden, wenn [Frantisek] Schubert (Direktor des böhmischen Theaters) sich verpflichtet gegen 1000 Mark die Oper aufzuführen. Nehmen wir an, [Angelo] Neumann schließt mit uns a 1000 Mark ab, doch überlegt sich Schubert ob er die Oper überhaupt zu geben beabsichtigt – dann sind wir aufgesessen. Sie geben die Oper Neumann nur unter der Bedingung, daß auch Schubert sie aufführt u. zw. zu derselben Bedingung (1000 Mark). | Ich hatte eine Unterredung mit Lewy über diese Angelegenheit erst gestern als [Josef] Schlar sich bei ihm als Kapellmeisterkandidat vorstellte. Er war vollkommen meiner Meinung daß es unter diesen Umständen für Sie nun auch vorteilhafter als unter den früher angenommenen Calcül erscheine mit Prag abzuschließen. | Sollte sich Schubert verpflichten gegen 1000 Mark nach der Aufführung im deutschen Theater die Oper von Ihnen zu kaufen – so kann das Geschäft mit Prag in ein paar Tagen perfekt werden. | Ich glaube daß es dann besser wäre die Oper vor München in Prag zu gehen. Haben wir in Prag einen Erfolg – so wirkt dieser mit mehr Nachdruck auf München – der ersten Stadt in Deutschland – wo sie ausser Österreich gegeben wird. | Ich habe noch immer mehr Vertrauen zu Prag als München. München braucht ausser dem Wiener-Resultat einen Stupfer. Wir sind zu viel geschmäht worden als uns jetzt unbesorgt in die Arme Deutschlands werfen zu können. Die Vorsicht mahnt uns Brücken zu bauen die einen Einzug in Deutschland ermöglichen. Der Wienererfolg welcher in 5 ausverkauften Häusern besteht ist noch sehr bestritten. Wer weiß wie’s weiter aussieht! Anderseits sollen wir so viel als möglich trachten aus dem Erfolge ob wir mit demselben zufrieden sind oder nicht zu machen was nur möglich – weil der Nachschub der kommenden Opernnovitäten auf unser Geschäft lähmend wirken kann. Ich spreche mit Niemand so aufrichtig wie mit Ihnen und grüsse Sie herzlichst wie Ihre liebe Frau – (aber vergessen Sie nicht) […] Neumann kommt wie ich erfahren habe in wenigen Tagen hier an. Ich hoffe mit ihm in’s Reine zu kommen, zumal mein Schwager Simon in Prag das Seinige zu einem für Sie zufriedenstellenden Resultate beiträgt. Derselbe ist auch mit Schubert sehr befreundet. Mir wäre sehr angenehm, den Abschluß mit Prag baldigst veröffentlichen zu können. Es ist der 1te Abschluß nach der Wieneraufführung!!! Und dies hat für viele Bühnen viel zu bedeuten. Keine will den Anfang machen – weil sie sich zögernd im Hinterhalt verbirgt, abwartet – was die anderen machen. Bis man diesen Direktionen die Einschüchterung benehmen kann muß man ihnen Pfefferkörner hinten hineinschieben um sie par force rührig zu machen. Hilft auch das nichts – dann legen wir uns auf die Lauer! – Mittlerweile aber sorge ich für Skizzensammlung, die Ihnen und der tanzenden Menschheit Ersatz für das Verbrechen der Pasmanvertonung bieten sollen.“ Frantisek Schubert vom böhmischen Nationaltheater in Prag, ein Konkurrent Angelo Neumanns vom Neuen deutschen Theater, kaufte die Oper „Ritter Pasman“ übrigens nicht. – Druck: Mailer VI, 53f. – Schön erhalten.