Zelter, Carl Friedrich, Komponist und Dirigent (1758-1832).

Eigenhändiger Brief ohne Unterschrift Ohne Ort und Jahr [Berlin, Ende 1795], Kl.-4°. 1 Seite. Doppelblatt mit Adresse und Siegel (dieses mit Goldstaub).

Nicht vorrätig

Beschreibung

Adresse: „Mademoiselle Nicolai“. Carl Friedrich Zelter hatte das Haus in der Brüderstraße 13 im Jahre 1787 für seinen Freund Friedrich Nicolai umgebaut. In diesem zentralen Begegnungsort der Berliner Aufklärung verabredet er ein Stelldichein mit seiner Braut und späteren 2. Frau Julie Pappritz, und zwar mit einem geheimen Liebesbillett ohne Anrede und Unterschrift: „Auf ein Paar Worte soll mirs nicht ankommen, so falsch und fuchswild ich auch bin, daß all meine Hofnung nun gänzlich vereitelt ist einmal einer Prinzessin recht nahe zwischen die Augenbrauen zu sehn. Was für eine Auserwählte müssen Sie seyn, da Sie so mit Prinzessinnen um und umgehn können, wie ich mit meinen Gesellen und Handlangern. Nun, um 4 Uhr bin ich bey Nicolais und hoffe dann noch etwas Prinzliches auf Ihrem Gesicht, Ihrer Hand oder sonst wo zu finden, das mir sehr wohl schmecken soll. Die Prinzess hat so unrecht nicht, das muß eine gescheute Frau seyn, indessen hätte sie Ihnen wenigstens was Besseres wünschen können, wenn es auch nicht eintreffen sollte. Komm nur komm, geliebte Julie, Du sollst Deine Noth haben mit alten Kindern und mit Kindischen Alten, aber auch so viel Freude daran, als Dein Herz tragen kann und Gott gebe, daß alle guten Prinzessinnen sich des auf Erden mögen erfreuen können. Ich bin wohl ein toller Kerl aber ich liebe mit all meiner Tollheit, die Tugend und Dich bis zur Raserey und das denk ich soll uns wohl bekommen wenn wir alt werden. Gott befohlen. Um 4 Uhr Heisah! versteht sich bey Tage. Der Barbier ist doch kein Narr mit seiner Frage!“ – Zelter wurde 1795 Wittwer und verheiratete sich das Jahr darauf mit Julie (1767-1806), der jüngern Tochter des Finanzraths Pappritz, einer ausgezeichneten Sängerin und unentbehrlichen Stütze der späteren Singakademie. Sie verkehrte im Kreis des Königlichen Hofes als Kammerfrau der Prinzessin Friederike, der Schwester der Königin Luise. – Vgl. „Ich weis eben nichts besseres zu thun als mich mit Ihnen zu unterhalten.“ Hrsg. von R. Volhard. Frankfurt 2008. – Faksimile von Zelters Brief an Julie Pappritz vom 21./22. März 1796 (das Original wurde 1994 in München für 7000 DM versteigert). – Gut erhalten. – Sehr selten.