Zelter, George, Maurermeister und Bauunternehmer, Vater des Komponisten (1723-1787).

3 eigenhändige Briefe mit Unterschrift, davon einer mit Vorschrift der Mutter Anna (Dorothea) Zelter (geb. Hintze). Berlin, 18. XII. 1784 bis 4. I. 1785, Kl.-4°. Zus. 6 Seiten. Doppelblätter mit Adresse und Siegel.

Nicht vorrätig

Beschreibung

An seinen Sohn, den späteren Komponisten Carl Friedrich Zelter (1758-1832), der sich in Calbe bei seiner Schwester und seinem Schwager aufhielt. – I. (18. XII. 1784): „Mein Sohn | Dein Schreiben vom 14. dieses ist mir heute um 10 Uhr in Hände gekommen und Deine Mutter freuete sich, daß Du gesund angekommen warst und hattest Deine Schwester überrascht. Du hast recht wohl gethan, daß Du von Magdeburg mit Extra Post nach Calbe gefahren, ich weiß recht gut, wer bey jetziger Zeit 2 Nächte auf Post-Wagen zubringt, die 3te Nacht nicht verlangt. Deine Mutter war vergangene Nacht etwas kränklich, und fehlete ihr Lufft. Die Witterung ist aber schlim geworden, also konte es mit ihr auch nicht gut sein. Nach Deinem Brief aber wurde sie ganz heiter, Gottlob sie ist es auch jetzt. Bey uns allen geht es noch immer gut, und sind gesund, aber noch keinen Tag und Abend. Mache Dir Dein Dasein in Calbe recht zu nutze, vergnüge Dich mit Deiner Schwester und Schwager, und mit Deinen Music-Freunden aufs Beste, und grüße sie alle in unserem Nahmen. Zum Weihnachts und Neu-Jahrsfeste gratulire ich im voraus, und wünsche alles dasjenige was Eltern ihren Kindern und besten Freunden wünschen können. Gott sey mit Euch allen. Bester Vater George Zelter.“ – II. (Ende Dezember 1784) Gemeinsamer Brief beider Eltern. (Anna Dorothea Zelter, geb. Hintze, 1731-1803): „[…] ich soll und muß schreiben, sonst denkest Du ich bin krank, daß wolt ich nicht gerne, doch muss ich die Stube hitten, daß Du Dich erkält hast daß habe voraus gewust, wer nicht hören will, der muß fühlen, wenn Du nach hauße Reißt ziee Dich warm ann […] dass du am ersten Weinachts Tage, die Jubel, unsers Heilandes Jesu Christi, mit andacht in der Kirche mit gehalten hast hat mich seer erfreut, und so gerirt daß ich nicht unterlassen konnte zu weinen […] noch ist nichts in deiner sach vorgefallen, warte die Kälte ab, sollte was einfallen, werde ich Dirs schreiben, lebe wohl […] Deine Treue Mutter Dorothea Zelterin.“ – „Immerhin brachte er [CFZ] seiner des Schreibens unkundigen Mutter das Schreiben bei. Nach wenigen Wochen schon überraschte sie ihren Mann mit einem langen Brief […] die seufzende Bemerkung des Vaters, dies sei die erste gute Tat in seinem Leben, belohnten das Kind, auch ein neuer Respekt von Seiten der Mutter“. (Fischer-Dieskau, CFZ, 1997, S. 18). – (George Zelter:) „Nun komme ich hinten nach, und sage, das ich bey Deiner Zurückkunfft mehr von der Calbischen JubelFeyer über die Geburt Christi sprechen werde können, als weitläufftig darüber vor jetzo zu schreiben. Ich bin zufrieden genug, da ich vernehme, daß du und […] Kinder gesund sein, von der Heyrath aber nie – gemeldet, haben wir hier kein Wort davon gehöret, und wißen von keiner Koppeley. Inzwischen ist das Ding lächerlich genug, und glaube nur, daß wir nicht böse sein würden, wen Du nach Deinem Sinn ein solch artiges Kind, daß ein ungekünsteltes offenes und anständiges Betragen hätte, und ihr Schmuck sey mitbrächtest. Was Dir aber beschert, und Dir von der göttlichen Vorsehung zugedacht sein wird, wird Dir schon gewähren […] Im Bau Comtoir wird noch fleyßig gearbeitet, und ist der Herr Bau Inspector Unger gestern wieder bey der Königl. Majestät [Friedrich d. Gr.] gewesen, was aber geschehen soll, weiß von uns keiner noch von nichts. Es wird aber vielleicht nicht eher was bekant werden, bis der König wieder nach Potsdam gehet, so auf den 19. dieses geschehen soll […] Gottlob! Hier ist alles gesund, ich auch […]“ – III. (4. I. 1785:) „Gott sey Danck gesaget, daß ich melden kan, wie wir alle gesund und munter, Deine prafe Mutter ist nicht mehr krank, sondern gantz thätig auf ihrer Stube, wann der Hoff und Garten nicht voll Schnee läge, so würde sie diese Stellen nicht nur schon bewandert, auch wohl gar umgraben haben. Neues weis für dieses mahl nicht viel zu melden, als das des Maurer Meister Schröders au Monbejou EheFrau den 27. Dezember vorigen Jahres verstorben. Im hiesigen Bau-Comtoir ist alle Feyertage fleyßig gearbeitet worden, es ist aber noch nichts Bestimmtes, was in Berlin und wo allerwegen die jährlichen 200.000 Reichstaler Bau-Gelder verwendet werden mögen. Von der Friedrichs und Spandauer Brücken hat erst der König [Friedrich d. Gr.] von Neu Jahrstage anbefohlen, davon die Anschläge einzuschicken. Nunmehr wird mir doch wohl erlaubet seyn, anzufragen, wan die Retour-Reise anhero angetreten wird? Soltest Du etwa auf den Einfall kommen, deine Tour über Dessau zu nehmen, und von da nach Magdeburg, so könte die Reise von Dessau nach Zerpst […] und dann nach Magdeburg gehen, von Dessau bis Zerpst sind es 2 kleine Meilen, und von Zerpst bis Magdeburg 5 Meilen, von Magdeburg nach Brandenburg köntest Du auch wohl an letzten Orts ein paar Tage zu bringen, weilen dieser Ort viel sehenswürdiges hat (es stehet aber alles in Deinem Willen) Mein Schwager Hintze hätte wohl Lust eine Spatzier Reise zu machen, um Dich mit mir abzuholen, da aber das neue Jahr ohne dem viele Ausgaben an sich hat, so wird man des Ausgebens ganz müde […]“ – George Zelter war „Ratsmaurermeister“, beschäftigte mehr als 200 Arbeiter und basaß mehrere Häuser. „Der Abbruch der Beziehungen zu seiner Jugendfreundin Janny [Jeanette Ephraim] ließ [Carl Friedrich] Zelter in schweren Trübsinn verfallen, weshalb ihn die Eltern zu seiner Schwester Marie Charlotte schickten, die mit ihrem Manne F. K. Syring in Calbe an der Saale wohnte. Die Musik wurde auch hier in der Einförmigkeit der Kleinstadt seine Trösterin.“ (G. R. Kruse, Zelter, S. 21). Eine ausführliche Schilderung der Liebesgeschichte zwischen Zelter und Jeanette Ephraim gibt Fischer-Dieskau, CFZ, 1997, S. 31-34. – Carl Friedrich Zelter erlernte den Beruf seines Vaters, wurde 1783 Meister und trat ins väterliche Geschäft ein. – Geringe Altersspuren.