Brod, Max, Schriftsteller (1884-1968).

550,00 

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift Tel Aviv, 26. XII. 1950, Gr.-8° (22 x 14 cm). 3 1/2 Seiten. Absenderstempel.

Vorrätig

Beschreibung

An den Schriftsteller Lutz Weltmann (1901-1967) in London über dessen Essay „Kafka’s friend, Max Brod: The work of a mediator“ (in: German Life and Letters, vol. IV/1, Oct. 1950, p. 46-50): „Vor einigen Tagen brachte mir die Post Ihren Artikel, die Sonderdrucke, Ihren Brief und eine Postkarte – auch für einen früheren Brief habe ich zu danken. Vor allem aber für den warmherzigen Ton Ihrer Würdigung. – Vor allem macht es mich glücklich, daß Sie das Leitmotiv der Liebe in meinen Werken hervorgehoben haben. Und die Figur der Maria Celeste! Ich glaube, daß ich ihr nun im Jesusroman, in einer reinen Frauengestalt (Shoshana), ein würdiges Gegenstück gegeben habe. Der Roman ist zur Hälfte bereits übersetzt. Ich nehme an, daß er Mitte 1951 herauskommt (- wenn wir dann noch leben und atmen -); und dann wird wohl auch der ehrenwerte Mister [Alan] Pryce-Jones [1908-2000] eine etwas andere Haltung mir gegenüber einnehmen. Unsere Zeit ist geblendet vom Begriff des Stars – der Prominenz -; kein Wunder, daß meine Wenigkeit, deren Lehre letzten Endes auf ein großes Verzichten hinausläuft, nicht im Scheinwerferlicht der Rampe steht. Diese Lehre vom Verzicht, die ich in ‚Diesseits und Jenseits‘, auch in ‚Unambo‘ genauer entwickelt habe, hätte ich noch gern in ihrem Essay dargelegt gefunden. Wesentlich ist, daß die besondere Art von Verzicht, die ich lehre, nichts mit Askese, nichts mit Entsagung zu tun hat, – sondern aus Lebensfreude hervorgeht und eine echte geistige Freude ohne Fäulniskeime vermitteln will. Hierin sehe ich meine jüdische Sendung -, im Gegensatz zum christlich gefärbten Nihilismus und Pessimismus (Eliot) und zum Existenzialismus unserer Tage. In Hinblick auf meine Kafka-Deutung haben Sie das ja dankenswerterweise hervorgehoben, für diese klaren Worte schulde ich Ihnen besonderen Dank. – Eine einzige wirkliche Lücke finde ich in Ihrer Darstellung: Sie erwähnen nicht meine prinzipielle Unterscheidung von ‚edlem‘ und ‚unedlem‘ Unglück, die, würde sie bekannter sein, manche Konfusion ideologischer, auch politischer Art ins Reine bringen würde […] Nachtrag: Ich bekam einen Brief von meinem in London lebenden Neffen, der für mich wie ein Sohn ist […] Er schreibt mir, daß er (ohne mich vorher irgendwie zu fragen) bei Allen Price-Jones war – er wußte gar nicht, daß dieser das literarische Supplement der Times redigiert […]“