Beschreibung
Bisher unbekanntes Goethe-Porträt, nicht bei Schulte Strathaus, Die Bildnisse Goethes (1910). – Da über das Schicksal des Porträts nur bekannt ist, dass es aus einer großen französischen Sammlung stammt, kann man über die Einzelheiten der Entstehung nur Vermutungen anstellen. Möglicherweise war das Bildnis in einem Stammbuch enthalten, aus dem es später herausgelöst wurde. Die gekonnt gearbeitete Zeichnung zeigt den Dichter im Profil nach links mit etwa 40-50 Jahren. Die Herkunft aus Frankreich sowie die Bezeichnung mit dem Trema über dem „e“ könnte ebenso wie die Physiognomie auf eine Entstehung während Goethes Reise zur „Kampagne in Frankreich 1792“. „Die Augenpartie mit den zu dünn auslaufenden Brauen […] dominiert in ihrer so nicht geläufigen Ausführung den gesamten Bildeindruck. Nur die sehr dunklen Augen vermitteln genau diese viel berichtete Eigenschaft. Der Zeichner konnte mit Schraffur umgehen und mittels linienhafter Umrandung perspektivisch für Tiefe sorgen (z.B. am Kinn). Haare und Kragen sind das Ergebnis einer eher beliebigen Ausführung. Verdeckt der Betrachter mit der Hand den Hinterkopf der Perücke, entsteht eine geradezu maskenhafte Physiognomie (vgl. Titelkupfer „Das Römische Carneval“, 1789, von Johann Heinrich Lips). Da vielfach in privaten Zirkeln für Freunde in der vorliegenden Technik porträtiert wurde, entstand eine gewisse Übung im Zeichnen, und der Künstler war unbedingt gehalten, das jeweils Charakteristische herauszuarbeiten. Im vorliegenden Porträt ist das Kinn zu stark vorgeschoben, und Stirn und Nase sollen ein idealisiert griechisches Profil vorstellen. An Büsten ist diese Linie nicht so konsequent durchgehalten.“ (Heike Spies). – Provenienz: Les collections Aristophil, Paris.