Grass, Günter, Schriftsteller und Nobelpreisträger (1927-2015).

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Eigenhändiger Brief mit Unterschrift „Günter und Anna“. Paris, 6. II. 1958, Fol. 2 Seiten. Mit eigenhändigen Umschlag.

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Beschreibung

An den Malerfreund Karl Oppermann (1930 – 2022) in Berlin: „Lieber Karl, als Vater zwei Jahre ungleicher Söhne und als Erzeuger mehrerer Theaterhelden und -heldinnen bin ich seit Wochen so stark und sorgenvoll beschäftigt, dass meine Freunde, also Menschen die ich schätze, die ich aber nicht erzeugt habe, zu kurz kommen. Ich danke Dir für Deinen Brief in die Schweiz. Firma Bolle habe ich geschrieben, aber vom Geld noch nichts gesehen. In Köln haben die Proben für mein Stück ‚Onkel, Onkel‘ angefangen. Ende Februar soll die Premiere sein. Ende dieses Monats wird in Berlin das Boulevardstück des Franzosen [Félicien] Marceau ‚Das Ei‘ [L’oeuf; 1956] aufgeführt. Das solltest Du Dir mal angucken. Bis auf den Schluss will es mir als gelungen erscheinen. Inzwischen hatte ich mit [dem Komponisten Horst] Geldmacher eine Ballettpremiere [‚Die Gans und die fünf Köche‘] in Bonn. Dicker Erfolg, 25 Vorhänge, ‚da capo‘ Rufe! Kurz: Geldmacher und Grass standen auf der Bühne, verbeugten sich und gaben eine Sonderschau die sehenswert gewesen sein soll. – Anna – schlank wie einst – tanzt wieder, das Leben normalisiert sich, die Söhne weilen noch in der Schweiz, weil man da besser zunimmt. Sonst zeichne ich viel – man kann ja nicht immer schreiben – und gebe mich rosa Weinen hin. Erzähl mir mal wieder etwas von Berlin, auch was die liebe Erika tut, die Seele Deines Haushaltes […]“ – Zur Arbeit für Bolle und das Stück „Onkel, Onkel“ (UA Köln 1958) vgl. Grass‘ Brief vom 1. September 1957.