Schanz, Julius (Uli), Literaturwissenschaftler und Schriftsteller (1828-1902).

165,00 

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift Ohne Ort, 1. XI. 1891, 8°. 4 Seiten.

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Beschreibung

An einen Herrn: „[…] hoffe ich damit alles, was bisher störend od. trennend zwischen uns stand, beseitigt zu sehen, daß ich Ihnen meine Mitarbeiterschaft für Ihr Büchlein über Marienbad zusage, dessen ältester Kurgast zu sein ich die Ehre u. das Vergnügen habe, da ich schon als 6-7 jähriger Knabe mit meinen seligen Eltern dort war, das eine Jahr in Marienbad, das andere in Karlsbad, so daß mich beide Kurstädte als den Doyen ihrer Kurgäste zu betrachten haben; mich kennt, da ich seit 1877 als Kurgast bald hier, bald dorthin komme jedes Kind daselbst, und bin ich als Mitarbeiter für Ihr Büchlein dadurch hinlänglich legitimiert. Nochmehr! Ich habe 1857 mit Elfriede v. Mühlenfels zur Gründung eines Krankenbetts in Karlsbad wie in Marienbad zwei Gedenkbücher herausgegeben, aus denen die Karlsbader königl. sächs. v. Mühlenfels u. die Marienbader Friedrich Wilhelm-Stiftung entstanden ist, wollte selbst ein neues Marienbader Gedenkbuch mit Benutzung des alten zusammenstellen, sehe aber davon ab, wenn Sie die Sache in die Hand nehmen. Sie sind ein junger, thatkräftiger Mann u. können sich ein großes Verdienst um Marienbad ev. ganz Böhmen, ja ganz Oesterreich erobern, dort ist mehr Herz, Gemüth und Dankbarkeit als in unserem gleissnerischen Sachsen. Ich werde Gelegenheit finden, Ihnen meine Epigramme hierüber mitzutheilen wie ich denn 1847 mit Epigrammen hier debütierte, die R. v. Gottschall Anfang 1848 in seinen baltischen Blättern abdruckte, aus denen sie in Oettingers ‚Charivari‘ übergingen. Ich, der 18jährige Student trat gegen das gesammte literar. Leipzig auf, grade wie ich jetzt durch meine Isolierung in eine Secessions- oder Oppositionsstellungen gegen viele unserer Tagesgrößen gekommen bin. Also – Frieden! […] NS. Mein Gedicht ‚Frieden!‘ das als Vorhersagung des Dreibundes als der Friedensliga nun eine historische Bedeutung erlangt hat, wurde in den letzten Tagen in Pilsen, Budweis u. Marienbad vielfach vorgelesen, das sollten Sie sich jetzt nicht entgehen lassen. In Oesterreich wird es neu gedruckt mit einer Einleitung an Baronin Bertha von Suttner, der ich den Beinamen ‚Oesterreichs Egeria‘ gegeben habe, sie hat zu den Kosten des röm. Kongresses bereits 1000 Mk. zusammengebracht […]“ – Schanz beteiligte sich 1848/49 an der Revolution und war mehrere Jahre in Zwickau inhaftiert. 1856 gehörte er zu den Gründern der „Dresdner Nachrichten“, hielt sich seit 1865 in Florenz auf und lehrte seit 1874 als Prof. der deutschen Sprache an der Univ. Rom. 1880 kehrte er nach Deutschland zurück.