Beschreibung
An Maximilian Harden: „[…] ich bin in das stille Weimar zurückgekehrt und möchte Ihnen nun nochmals herzlichen Dank sagen für die Stunden, die Sie mir gewidmet haben, die mir das wertvollste Erlebnis der Tage sind, die ich jetzt in Berlin war […] Wenn ich mein inneres Verhältnis zu Ihnen und Ihrer Arbeit […] mir der Zeit nach zurückrufe, so finde ich, daß schon sehr früh meine literarische in persönliche Hochschätzung und Sympathie übergegangen ist. Mit ungeduldigem, sofort partei-ergreifendem Interesse hab‘ ich seitdem all Ihre Fehden verfolgt und mich Ihrer Siege gefreut […] Vier Akte ‚Rose Bernd‘ [von Gerhart Hauptmann], während denen ich mich unbeschreiblich langweilte – zumal ich Tags vorher ‚Pelleas und Melisande‘ [von Maurice Maeterlinck] gesehen und vom dritten und vierten Akt einen außerordentlich großen Eindruck empfangen hatte – vollendeten meine Theatermüdigkeit. Ich habe der Kunst der Naturalisten gegenüber immer den Eindruck, daß sie – ins politische übersetzt – etwa der Freiheit entspricht, die durch das bloße Übertreten der Staatsgesetze gewonnen wird […] Daß ich so ausführlich schreibe und Ihre Zeit in Anspruch nehme, daran ist natürlich nur Ihre gütige Zusage schuld, daß Sie den ‚Juden von Konstanz‘ im Manuskript lesen wollen. Das sind doch etwa 200 Seiten […] Ich habe an Cassirer, der über meinen Manuskripten mit 50% Stimmung dafür und 50% dagegen in verzweiflungsvoller Unentschiedenheit brütet, den Auftrag gegeben, sich zunächst einmal ein wenig von meinem Drama zu trennen und es Ihnen zuzusenden […]“