Beschreibung
An den Nietzsche-Forscher Richard Oehler (1878-1948) in Florenz, „Villa Landau alla Pietra“: „Haben Sie herzlichsten Dank für das sinnreiche Geschenk Ihrer Gedichtsammlung [‚Stimmungsbilder aus Florenz‘], die mir durch Kämmerer zukam. Sie wissen, wie sehr ich mich Ihrer Productionen freue, und müssen Sie mir schon gestatten, dass ich, nach einer so herzhaften Probe, auf den Gedanken komme, sie auf Entstehung eines grösseren Werkes. Wozu Sie denn meines aufrichtigen Glückwunsches versichert sein dürften. Prof. Holzer wünscht aus dem Archiv die Aufzeichnungen N[ietzsche]s über die diadochai der Philosophen […] Wir haben den ganzen Schrank durchsucht, aber nichts dergleichen gefunden. Sollten Sie […] vielleicht das betr[effende] Manuskript dort haben? […] Eben kommt mir noch in den Sinn, Ihre Aufmerksamkeit auf eine Briefstelle N[ietzsche]s zu lenken, die Ihnen an Ort und Stelle vielleicht aufzuklären gelingt. Briefband I […] besucht N[ietzsche] einen Astronomen in Florenz ‚auf seiner Sternwarte‘. Wer war der Mann? – Da ihm die Entdeckung des Kometen und des Orion-Nebels zugeschrieben wird, so kann es nur der Astronom Tempel gewesen sein. Wo aber hätte sich sein Observatorium befunden? Giebt es denn eine staatliche Sternwarte in Florenz? […]“ Gemeint ist Ernst Wilhelm Leberecht Tempel, der 1875 die Leitung der kurz zuvor erbauten Sternwarte von Arcetri südlich von Florenz übernommen hatte. – Gast studierte Musik am Leipziger Konservatorium, seit 1873 Philologie, Philosophie und Kulturgeschichte an der Univ. Basel, u. a. bei Friedrich Nietzsche, mit dem er auch befreundet war. Gast pflegte Nietzsche bis zu dessen Tod 1900, richtete anschließend das Weimarer Nietzsche-Archiv ein und arbeitete dort bis 1910.








