Lesser, Ernst, Physiologe (1879-1928).

220,00 

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift „M. L.“. Mannheim, 26. X. 1921, 4°. 2 Seiten. Briefkopf.

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Beschreibung

An Paula Krafft (verh. Riezler) in Stettin: „[…] Sie hüllen sich in ein undurchdringliches Schweigen. Warum? Erhielten Sie nicht mein Telegramm aus Potsdam, das Sie in den Augen der Landesbevölkerung […] auf ewig kompromittierte? Es war unmöglich für mich noch weiter nach Norden vorzudringen. Statt dessen erlebte ich in Potsdam ein reizendes Abenteuer, begegnete der Frau eines alten Freundes in Sanssouci, u. sie berichtete 1) dass sie natürlich mit besagtem Freunde in Scheidung läge u. 2) dass sie mir von jeher zugetan gewesen. Dazu war prächtiger Sonnenschein und Sanssouci ist sowieso der wärmste Ort der Welt. Es war reizend u. Jahve war mir günstig […] Was lesen Sie? Ich nur u. mit Ausdauer: Spinoza, über welchen ich 4 Stunden lang diese u. nächste Woche vor versammelter Mannschaft – es wird leider meistenteils Weibschaft sein – Reden halten muss. Er war ein Prachtjude, es ist ihm nichts rein garnichts nachzuweisen, in Hinsicht der fehlenden Rippe natürlich. Ich lieb ihn glühend und hasse diese seine Theorie ’seine Affecte durch Vernunft zu bändigen‘. Was bleibt übrig, wenn mann’s thut? Die Erkenntnis Gottes. Welches eine sehr schöne Sache ist […] Lesen Sie wenigstens sein Leben von Geh. Rat Prof. Dr. [Jakob] Freudenthal. Oder das Juxbuch von Mauthner über ihn […]“ – Lesser war Assistent Julius Bernsteins am Physiologischen Institut in Halle, habilitierte sich 1907 für medizinische Chemie und wurde 1910 Vorstand des Laboratoriums der Städtischen Krankenanstalt in Mannheim. Als einem der ersten Hormonforscher gelang ihm die Erfassung des nativen Insulins anhand der blutzuckersenkenden Wirkung von Extrakten aus der Bauchspeicheldrüse.