Gielen, Josef, Regisseur (1890-1968).

220,00 

Maschinengeschriebener Brief mit eigenhändiger Unterschrift sowie eigenh. Brief mit Unterschrift Wien, 26. III. 1949 und 3. V. 1955, 4°. Zus. 2 Seiten.

Vorrätig

Beschreibung

An den Dramaturgen Bruno von Niessen (1902-1981). – I. (26. III. 1949): „[…] ich habe mich sehr gefreut ein Lebenszeichen von Ihnen zu bekommen und habe lebhaft unserer letzten Begegnung in Bayreuth gedacht; es war wohl im Jahr 1937. Ich habe inzwischen mich in der Welt umgetan, wie Ihnen wohl Engel erzählt hat, und habe mich jetzt in mein größtes Abenteuer, die Burgtheaterdirektion gestürzt. Leider kann ich Ihnen gar keine Hoffnung machen, daß am Burgtheater sich eine Möglichkeit für Sie ergibt. In der Oper habe ich mich hier vorläufig noch nicht betätigt und fühle auch keine besonders große Lust dazu. Ich werde bei nächster Gelegenheit, d. h. in diesen Tagen, mit Dr. [Egon] Hilbert, der das Operntheater selber leitet, über Ihren Fall sprechen. Doch bitte ich Sie, sich auch da keine zu großen Hoffnungen zu machen, da der Nationalismus, wie überall in der Welt, auch in Österreich sehr stark ist. Bei mir kommt das nicht mehr in Frage, da ich inzwischen Österreicher geworden bin, doch hat man meiner Ernennung als der eines Reichsdeutschen sehr starken Widerstand entgegengesetzt […]“ – II. (3. V. 1955): „[…] Ich war in Frankfurt und habe dort wieder einmal den Rosenkavalier gemacht, und musste gleich am Tage meiner Rückkehr einen grossen Umzug machen, d. h. aus einer behelfsmässigen Wohnung in eine grosse, die ich erst einrichten musste […] Wie üblich, habe ich viel zu viel zu tun und bin grade bei der Vorbereitung des Carlos, der Viktoria von Hamsun und Heinrich IV, von dem ich auf Grund von Schlegel beide Teile in eigener Bearbeitung zusammengezogen habe […] Durch die Eröffnung beider Häuser bin ich bis mindestens 20. November festgelegt, habe dann bei Barlog bis Weihnachten den Heinrich, danach die Scala etc. sodass ich praktisch für das ganze Jahr (mit meinen Wiener Verpflichtungen) festgelegt bin […]“ – Gielen emigrierte 1939 nach Südamerika, war dort bis 1948 als Chefregisseur am Teatro Colón in Buenos Aires tätig und inszenierte die erste deutsche Aufführung der Zauberflöte in Südamerika. Nach der Machtübernahme Perons kehrte er nach Europa zurück, hatte 1948-54 die Direktion des Wiener Burgtheaters inne und inszenierte 1955 Don Carlos mit Oskar Werner in der Titelrolle. Danach wirkte er bei den Salzburger Festspielen, an der Mailänder Scala, an der Grand Opéra Paris sowie an zahlreichen anderen europäischen Bühnen und war 1957-60 als Oberspielleiter an der Wiener Staatsoper tätig.