Beschreibung
An den Kunsthistoriker Werner Haftmann (1912-1999) über sein 1971 erschienenes Buch „Mein Leben“: „[…] Ihr Brief und vor allem der ‚ungekürzte‘ prachtvolle Aufsatz über mein Buch haben mich wieder ermutigt. Nach allen den hämischen aber auch gottverlassenen dummen Kritiken in der deutschen Presse von Analphabeten, hatte ich ehrlich gesagt, den Mut verloren länger auf eine deutsche Zukunft zu hoffen. Lesen Sie zum Beispiel in ‚Die Welt‘ Nr. 273, 24. XI. 71 in ‚Aus aller Welt‘ den Bericht ‚Die Kunstgalerie im Bonner Kanzler-Bungalow‘! Ich schrieb sofort wegen der stupiden Kürzung Ihres Aufsatzes über ‚Mein Leben‘ an meinen Freund Axel Springer weil auch sein Referent in der ‚Welt‘ den Mut verlor sobald er in Ihrem Aufsatz so etwas wie eine Kampfansage fühlte. Vielleicht könnten Sie Herrn Axel Springer persönlich das vollständige Original zusenden? Daß mein Buch als Warnung gemeint war, haben Sie, lieber Freund, als Einziger begriffen, die eingesträuten [!] Anekdoten dienten bloß den ängstlichen Lesern ein Leben schmackhafter zu machen, ‚mein Leben‘ das auch das Leben Aller Zeitgenossen ist. Außerordentlich freue ich mich auch über die, von Ihnen wiedergefundene ‚Bessy Loos‘ die ein russischer Offizier in Berlin angeboten und vermutlich einem Soldaten der Alliierten verkauft hat. Herrlich daß Sie dieses so frühe Bild für die Nationalgalerie erwerben! Vielleicht finden Sie auch noch mit Glück den ersten ‚Karl Kraus‘, der in den gleichen Händen sein musste als man den Bunker in Berlin nach Beute durchsuchte.“ – Die Revuetänzerin Bessie Bruce (1883-1921) war die Lebensgefährtin des Architekten Adolf Loos. Kokoschka schuf 1909/10 ein Porträt von ihr (heute Nationalgalerie Berlin). Ebenfalls 1910 entstand seine Porträtlithographie von Karl Kraus.










