Richter, Ludwig, Maler und Graphiker (1803-1884).

750,00 

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift Ohne Ort und Jahr [Dresden, ca. 1873], Gr.-8° (22 x 14 cm). 4 Seiten. Doppelblatt.

Vorrätig

Beschreibung

An seine Schülerin, die Malerin Elisabeth Brauer in Weimar mit Dank für ein geschenktes „Figürchen“: „[…] Schon seit Wochen balanciert das wunderlieblichste Nympfchen auf einem Beine vor mir herum, und versucht noch immer ihre Sandalen los zu werden, während ich ganz albern vor Bewunderung das Heidenkind ansehe und gar nicht begreifen kann wie so ein goldenes Nixchen oder Nichtschen das eben gar nichts an und für sich vorstellt und zu bedeuten hat als daß sie schön, ganz wunderschön ist, einen so anhaltend fesseln kann! Während ich aber darüber reflektiere, fängt sie an mich mit anzüglichen Redensarten zu traktieren, die ihr aber auch allerliebst anstehen und gar nicht über zu nehmen sind, z. B.: der einfältige Mensch begafft mich den lieben langen Tag wohl zwanzigmal, aber bedankt hat er sich bei der lieben guten und übermäßig fleißigen Geberin noch immer nicht u. s. w. – Heute traf mich aber die Rede hart; ich drehe sie daher schnell-umme-damit sie mich nicht stöhren [!] soll, greife nach Papier, Feder und Tinte, und fange noch einmal an […] Jetzt, wo ich immer noch gezwungen unthätig bin […] jetzt bleibt mir nur, mich an das zu erfreuen, was Andere gemacht haben, der Akteur ist ein Stück Publikum geworden, wie in Tiecks verkehrter Welt […] Ein so invalider Mensch wie ich jetzt bin, sollte die Hand von der Butte lassen, was kann denn herauskommen, wenn man alles schief und stumpf und lahm sieht? […]“ – Richter musste 1873 wegen eines akuten Augenleidens mit dem Zeichnen und Malen aufhören.