Canetti, Elias, Schrifsteller und Nobelpreisträger (1905-1994).

Maschinengeschriebener Brief mit eigenh. Unterstreichungen und Unterschrift London, 8 Thurlow Road, 15. VI. 1967, 4°. 1 1/2 Seiten auf 2 Blättern.

Nicht vorrätig

Beschreibung

An den Literaturagenten Hein Kohn (1907-1979) in Hilversum: „[…] Ich bin doch viel später nach London zurückgekommen, als ich vorhatte und fand hier Ihren Brief vor. Es freut mich, dass Utrechter Studenten gern eines der Dramen aufführen möchten. Natürlich dürfte das nicht die Chancen einer professionellen Aufführung an einem Theater beeinträchtigen. Ich überlasse Ihnen das Urteil darüber. ‚Hochzeit‘ kommt allerdings auf keinen Fall in Betracht. ‚Komödie der Eitelkeit‘ ist wegen des Wiener Idioms gar nicht leicht zu übersetzen. Es wäre, in ungekürzter Fassung, auch viel zu lang. Es bleibt eigentlich nur ‚Die Befristeten‘, das einer Übersetzung und auch Aufführung keine zu ernsten Schwierigkeiten bietet. Die Übersetzung wäre nur für diese Aufführung und ich könnte im voraus nicht versprechen, dass ich sie als die endgültige Übersetzung des Stückes ins Holländische, sei es für Theateraufführungen, sei es für eine Buchausgabe, anerkenne. Dazu müsste ich doch erst mehr als ein kompetentes Urteil über ihre Qualität haben. Der Fischer Theaterverlag hat an sich keine Rechte auf die ausländischen Aufführungen. Doch sollte man schon in Erfahrung bringen, ob er die Dramen irgend jemand in Holland anvertraut hat. Es war vor ziemlich langem einmal die Rede davon, aber ich glaube nicht, dass es dann geschehen ist. – Ich wollte Ihnen noch sagen, dass Herr Van Gennep mir knapp vor meiner Abreise aus Amsterdam die Mitteilung machte, dass der Verlag sich für eine holländische Ausgabe von ‚Masse und Macht‘ interessiere. Ich glaube, Sie werden innerhalb des nächsten Monats zu einem Abkommen darüber ge¬langen können. – Es hat mir etwas bedeutet, von Ihnen nach über dreissig Jahren zu hören, dass Kubin ‚Die Blendung‘ wirklich mochte. Zweig hat sich gehütet, mir das zu sagen und es tut mir nur leid, dass meine Frau [Veza, 1897-1963], die Kubin besonders bewunderte, das nicht mehr erfahren hat […]“ – Kubin hatte 1936 den Einband zu Canettis Erstling „Die Blendung“ illustriert. Zu Hein Kohn vgl. Fischer, Handbuch S. 171 f.