Wien, Max, Physiker (1866-1938).

600,00 

Eigenhändiger Brief und masch. Brief, jeweils mit eigenhändiger Unterschrift „M. Wien“ sowie ein Typoskript. Jena, 29. IX. bis 5. XII. 1934, Fol. 9 Seiten.

Vorrätig

Beschreibung

Über die Besetzung von Professorenstellen in den ersten Jahren des NS-Regimes. An Karl Mey (1879-1945), damals Vorsitzender der Deutschen Physikalischen Gesellschaft: „[…] Ich sende Ihnen anbei einen Notschrei bezüglich der Besetzung der Lehrstellen für Physik an den deutschen Hochschulen. Sie werden ja auch selbst die Sache verfolgt haben und die Schäden und Gefahren kennen. Ich weise nur auf die schwache Besetzung der Physik in Berlin, Bonn, Münster, Karlsruhe, Heidelberg hin. Wenn es so weiter fort geht, so muss nachher plötzlich eine ganz grosse Zahl besetzt werden, und auch beim besten Willen ist es dann wahrscheinlich, dass viele Missgriffe gemacht werden […]“ (29. XI. 1934). – Wien verdeutlicht die prekäre Situation anhand statistischer Zahlen in der beiliegenden Denkschrift „Die Physik an den deutschen Hochschulen“. – Am 5. XII. 1934 hakt er nach: „[…] vielen Dank für Ihre Zuschrift vom 4ten, aus der ich entnehme, das Sie meine Sorgen teilen und auch Ihrerseits versuchen wollen, auf die Minsterien einzuwirken. Ich habe die Denkschrift mit dem in Abschrift beiliegenden Schreiben an Herrn Minister Rust geschickt […]. Auch an [Johannes] Stark habe ich einen Abzug gesandt, wenn ich auch fürchte, dass er dagegen arbeiten wird […]“. – Karl Mey war von 1933 bis 1935 als Nachfolger Max von Laues Vorsitzender der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. – Max Wien, Vetter des berühmten Physikers Wilhelm Wien (1864-1928) und selbst seit 1911 Direktor des Physikalischen Instituts an der Universität Jena, hatte seine Denkschrift u.a. an den damaligen Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung Bernhard Rust (1883-1945) verschickt. Eine Kopie ging an Mey im Vorstand der Deutschen Physikalischen Gesellschaft mit der Bitte um Unterstützung. – Gelocht. – Zur Denkschrift vgl. Hoffmann/Walker, Physiker zwischen Autonomie und Anpassung, Die Deutsche Physikalische Gesellschaft im Dritten Reich, Weinheim 2007, S. 100.