Friedrich Wilhelm IV.,, König von Preußen (1795-1861).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift „FWR“. Potsdam, Schloß Sanssouci, 21.-22. VIII. 1850 „Mitternacht“, 8°. 3 Seiten. Doppelblatt.

Nicht vorrätig

Beschreibung

Wichtiger, eigenhändiger politischer Brief an den preußischen Außenminister Alexander von Schleinitz, den er zunächst beauftragt, einem belgischen Diplomaten den Orden dritter Klasse zu senden: „[…] Bernstorffs interessante Depesche send‘ ich hier zurück. Sie thut mir wohl. Wir müssen uns aber mehr wie je hüthen in keinen guet apens [Hinterhalt] zu fallen. Ich bin nicht dafür, daß Bernstorff irgend den Mund öffnet oder die Hand rührt, eh er offiziell gefragt wird. Unser Haupt Augenmerk muß nach meiner Einsicht das Durchsetzen des Staaten Congresses zu Frankfurt seyn. Ich habe [Joseph von] Radowitz befohlen, für [Kronprinz] Wilhelm einen kleinen Leitfaden für das aufzusetzen, was er bey sr. Durchreise durch Darmstadt dem langen Großherzog in meinem Namen zu sagen hat. Lassen Sie sich die erwähnten Zeilen Morgen bey der Conferenz vorlegen. – Worauf Bernstorffs Depesche wohl Einfluß haben dürfte, ist auf die Beschleunigung u. den Ton unserer Antwort auf die ‚Einladung Österreichs‘ den Bundestag zu beschicken. Könnte diese Antwort mir Morgen Abend vorgelegt u. dieselbe Übermorgen früh expedirt werden, so würde ich das für sehr glücklich halten. Der Ton kann jetzt sehr freundlich werden, ohne der Bestimmtheit des zu sagenden im Mindesten Abbruch zu thun. Als Zucker-Plätzchen mag Bernstorff gleichzeitig angewiesen werden, von m. Freude über Österreichs equitables Eingehen in unsere Vorschläge wegen des bad. Truppentransportes u. der Verwaltung des Bundes-Eigenthums recht warm zu sprechen u. von unsrer schönen Hoffnung, daß das K: K: Cabinett unsrer Treue u. Versöhnlichkeits-Drange endlich Gerechtigkeit wiederfahren lassen werde u., daß sich nun Alles in Wohlgefallen lösen würde. Theilen Sie diese meine Ansichten in der Conferenz Morgen mit. Stockhausen wird ihr wohl beywohnen müssen […]“ – Friedrich Wilhelm IV. verfolgte bekanntlich den Plan eines engeren deutscher Bundes unter preußischer Führung. – Albrecht Graf von Bernstorff (1809-1873) war von Mai 1848 bis 1851 preußischer Gesandter in Wien. Während der Revolution von 1848/49 setzte er sich für ein enges Bündnis von Preußen und Österreich ein. Als unter Felix zu Schwarzenberg die Gegensätze zwischen beiden Staaten zunahmen, wurde Bernstorff von seinen Posten auf ausdrücklichen Wunsch der österreichischen Seite abberufen. In diese Zeit fielen Überlegungen zur Neugestaltung des Deutschen Bundes. Bernstorff sprach sich dabei für eine kleindeutsche, preußisch geführte Union aus, ohne das diese Pläne zunächst weiterverfolgt worden wären. Das bedeutete eine klare Absage an eine Zollunion mit Österreich. – Minimal fleckig. – Interessanter Einblick in die Außenpolitik des Königs.